Symbolbild Wechselwirkung Tilidin und Phenprocoumon
Tilidin

Tilidin und Phenprocoumon (Marcumar)

Blutverdünner wie Phenprocoumon (Marcumar®, Falithrom®) können die Wirkung vieler anderer Medikamente beeinflussen. Im Jahr 2017 wies die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) darauf hin, dass es auch zwischen dem Schmerzmittel Tilidin und Phenprocoumon zu Wechselwirkungen kommen kann. Unter Umständen wird die Blutgerinnung viel stärker gehemmt als erwünscht. Dies kann unter anderem zu inneren Blutungen führen.

Wirkung im Einzelnen

Phenprocoumon hemmt die Wirkung von Vitamin K im Körper. Dieses Vitamin fördert normalerweise die Blutgerinnung. Bei einer Thrombose, einer Embolie oder nach einem Herzinfarkt kann es notwendig sein, die Blutgerinnung zu unterdrücken. Das Blut wird dünnflüssiger und der Blutfluss verbessert sich.

Das Opioid Tilidin wird zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt. Es hat selbst nur eine schwache Wirkung, wandelt sich aber in der Leber in das viel stärkere Stoffwechselprodukt Nortilidin um.

Wechselwirkung zwischen Tilidin und Phenprocoumon

Bei Patienten, die sowohl Tilidin als auch Phenprocoumon einnehmen, kann die Hemmung der Blutgerinnung viel stärker ausfallen als erwünscht. Die Fließeigenschaft des Blutes wird mit dem International Normalized Ratio (INR) gemessen. Bei einem gesunden Menschen liegt der INR-Wert bei 1. Bei bestimmten Erkrankungen kann es notwendig sein, den Wert auf 2 oder 3 zu erhöhen, also das Blut dünner zu machen. In Kombination mit Opioiden kommt es jedoch manchmal zu INR-Werten von 5 oder höher. Dies erhöht das Risiko innerer Blutungen. Wird das Schmerzmittel abgesetzt, normalisiert sich der Wert wieder. Das ist ein Problem für alle Patienten, die auf beide Medikamente angewiesen sind.

In der Leber sorgt das Enzym CYP 3A4 für den Abbau von Phenprocoumon. Genau dieses Enzym wird durch das Schmerzmittel gehemmt. Man vermutet, dass dies die Ursache für die Wechselwirkung sein könnte. Eindeutige Beweise für diese Hypothese fehlen jedoch noch.

Alternativen

Treten bei einem Patienten unter Tilidin und Phenprocoumon starke Schwankungen der INR-Werte auf, muss der behandelnde Arzt über Alternativen nachdenken. In Frage kommt entweder eine Dosisanpassung oder die Umstellung auf ein anderes Antikoagulans oder Analgetikum. Die Entscheidung wird dadurch erschwert, dass auch bei vielen anderen Kombinationen Wechselwirkungen auftreten können. Da die Wahl immer vom Einzelfall abhängt, kann keine allgemein gültige Empfehlung gegeben werden. Empfohlen wird jedoch eine engmaschige Überwachung der Patienten, um bei Problemen schnell die notwendigen Maßnahmen ergreifen zu können. Dabei haben sich tragbare Messgeräte bewährt, mit denen die Patienten ihre INR-Werte einfach und bequem zu Hause selbst bestimmen können.

Quelle und weitere Informationen

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