Tilidin

Tilidin und Alkohol: mehr Nebenwirkungen

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schmerzmitteln ist in Deutschland inzwischen fast so hoch wie in den USA. Einige Präparate sind zwar rezeptfrei in Apotheken erhältlich, wirken aber in vielen Fällen nicht stark genug. Bei mittleren bis starken Schmerzen verschreiben Ärzte häufig Tilidin, weil es sehr zuverlässig wirkt. Gleichzeitig ist der Alkoholkonsum in Deutschland auch bei Schmerzpatienten viel zu hoch. Wer Tilidin und Alkohol gleichzeitig konsumiert, riskiert eine gefährliche Verstärkung der Wirkung beider Substanzen.

Tilidin verstärkt die Wirkung von Alkohol

Tilidin entfaltet seine Wirkung im zentralen Nervensystem des Menschen. Es sorgt dafür, dass die für die Schmerzweiterleitung verantwortlichen Reize das Gehirn nicht oder nur in abgeschwächter Form erreichen. Außerdem hat es wie alle Substanzen aus der Gruppe der Opioide eine dämpfende Wirkung, ähnlich wie Alkohol. Werden Tilidin und Alkohol gleichzeitig eingenommen, verstärkt sich die Wirkung des Alkohols. Der Rausch ist intensiver und man wird schneller betrunken.

Das ist unter anderem für Verkehrsteilnehmer gefährlich. Viele Deutsche sind es gewohnt, nach dem Konsum einer kleinen Menge Alkohol noch Auto zu fahren. Normalerweise ist man nach einem Bier oder einem Glas Wein noch dazu in der Lage. In Kombination mit Tilidin kann das Reaktions- und Urteilsvermögen jedoch so stark eingeschränkt sein, dass man das Auto besser stehen lassen sollte.

Alkohol verstärkt die Wirkung von Tilidin

Der Konsum von Tilidin und Alkohol kann die Wirkung des Schmerzmittels verändern. Dies zeigt sich häufig in einer Verstärkung der klassischen Nebenwirkungen von Tilidin. Unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Müdigkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen treten verstärkt auf und halten länger an. Manche Patienten haben Halluzinationen, andere leiden unter starken Stimmungsschwankungen oder beginnen zu zittern. Auch die Atmung ist beeinträchtigt. Bei hohen Dosen kann es zu einer Atemdepression kommen, die zum Koma und im schlimmsten Fall zum Erstickungstod führt.

Schwerstarbeit für die Leber

Tilidin als solches, in Form von Tabletten, Kapseln oder Tropfen, hat keine Wirkung. Es ist ein so genanntes Prodrug. Erst in der Leber wird daraus ein wirksames Schmerzmittel: Nortilidin. Das dauert normalerweise zwischen 10 und 20 Minuten. Was aber, wenn die Leber gerade mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt ist? Dann kann sich die Umwandlung des Opioids verzögern. Manche Patienten glauben dann, das Schmerzmittel wirke nicht richtig. Wer es nicht besser weiß, erhöht dann möglicherweise die Dosis, indem er eine weitere Tablette einnimmt. An der Schmerzlinderung ändert sich dadurch nicht viel. Die erhöhte Dosis verstärkt aber die Nebenwirkungen und kann – vor allem bei Präparaten ohne Naloxon – zu einer lebensgefährlichen Überdosierung führen.

Erhöhtes Risiko für Abhängigkeit

Tilidin macht abhängig, Alkohol auch. Bei gleichzeitigem Konsum beider Substanzen ist mit einem erhöhten Abhängigkeitsrisiko zu rechnen. Dies gilt nicht nur für Personen, die Tilidin wegen seiner berauschenden Wirkung missbrauchen. Es kann auch jedem Schmerzpatienten passieren, der immer nur die vom Arzt verschriebene Dosis einnimmt und dazu ein alkoholisches Getränk genießt.

Risiken vermeiden

Der gleichzeitige Konsum von Tilidin und Alkohol birgt viele Gefahren und Risiken. Um die Schmerztherapie gesund zu überstehen, hilft oft nur der völlige Verzicht auf Alkohol. Der entsprechende Hinweis in der Packungsbeilage der meisten Tilidin-Präparate lautet: „Bitte verzichten Sie auf den Genuss alkoholischer Getränke und Speisen, solange Sie dieses Arzneimittel einnehmen“. Diese Empfehlung gilt übrigens für alle Medikamente aus der Gruppe der Opioide und darüber hinaus auch für die meisten rezeptfreien Schmerzmittel.

Alkohol und andere Schmerzmittel

Schmerzmittel (auch rezeptfreie) und Alkohol sind eine gefährliche Mischung, die generell vermieden werden sollte. Medikamente werden – wie Alkohol – in der Leber abgebaut, wobei oft sehr giftige Zwischenprodukte entstehen. Je schneller diese in ungiftige Verbindungen umgewandelt werden, desto besser. Eine Doppelbelastung durch Medikamente und Alkohol belastet nicht nur die Leber, sondern kann auch andere Organe schädigen, weil giftige Abbauprodukte länger im Körper verbleiben.

Viele rezeptfreie Schmerzmittel – darunter Aspirin und Ibuprofen – greifen die Magenschleimhaut an. Alkohol hat eine ähnliche Wirkung. Zusätzlich fördert er die Produktion der sehr aggressiven Magensäure. Die Folge: Übelkeit, Erbrechen, Geschwüre und Blutungen. Wer kein Risiko eingehen will, wartet mit dem Glas Wein einfach bis zum nächsten Tag, denn entscheidend ist der zeitliche Abstand. Je mehr Zeit zwischen der Einnahme eines Schmerzmittels und dem Alkoholkonsum vergeht, desto geringer ist das Risiko gefährlicher Neben- oder Wechselwirkungen.


Symbolbild "Tilidin und Alkohol"

Schmerzmittel und Alkohol sind eine gefährliche Mischung.


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