Symbolbild Cannabis und Opioide
CannabinoideOpioide

Kann man Cannabis und Opioide kombinieren?

Cannabis und Opioide sind zwei völlig unterschiedliche Substanzklassen. Ihre Anwendungsgebiete überschneiden sich jedoch teilweise. Es liegt also nahe, die Wirkungen beider in einer Kombinationstherapie zu vereinen. Eine im Journal of Addiction Medicine veröffentlichte Studie weist jedoch auf einige Probleme hin.

Cannabis und Opioide in der Medizin

Zahlreiche Studien bescheinigen Cannabis eine gute Wirksamkeit bei der Behandlung bestimmter chronischer und neuropathischer Schmerzen. Seit März 2017 dürfen Ärzte in Deutschland Cannabis im Rahmen einer Therapie verschreiben. Die wichtigsten Schmerzmittel sind jedoch nach wie vor Opioide. Sie wirken gut und zuverlässig, machen aber leider auch abhängig. Es stellt sich die berechtigte Frage, ob sich der Opioidbedarf von Menschen, die auf Opioide angewiesen sind, durch eine Kombination mit Cannabis reduzieren lässt.

Die Erfahrung mit anderen Substanzen zeigt, dass solche Kombinationen nicht nur Vorteile, sondern oft auch unvorhersehbare Nachteile mit sich bringen. Dies scheint auch bei Cannabis und Opioiden der Fall zu sein. Im konkreten Fall sind es vor allem die psychischen Nebenwirkungen, die den Forschern Sorgen bereiten.

Studie: Cannabis und Opioide

In einer Querschnittsstudie wurden 450 US-Amerikaner im Alter von 18 bis 64 Jahren befragt, die seit mindestens drei Monaten Opioide zur Schmerzbehandlung einnahmen. Von diesen 450 Personen gaben 176 an, auch Cannabis zur Schmerzbehandlung zu verwenden. Die Teilnehmer wurden zu ihrem Opioid- und Cannabiskonsum sowie zum Konsum anderer Substanzen befragt. Außerdem wurden sie auf Probleme im Zusammenhang mit dem Opioidkonsum sowie auf Angstzustände und Depressionen untersucht. Unterschiede in Bezug auf Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildung wurden berücksichtigt.

Ergebnisse

Personen, die Cannabis und Opioide kombinierten, litten häufiger unter Angstzuständen und Depressionen. Sie wiesen auch häufiger eine Opioidabhängigkeit auf und konsumierten mehr Tabak, Alkohol, Kokain oder Beruhigungsmittel. Ihre Schmerzwerte waren jedoch ähnlich wie bei Personen, die nur Opioide konsumierten.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kombination von Opioiden mit Cannabis zur Behandlung chronischer Schmerzen nicht zu einer besseren Schmerzlinderung führt als die alleinige Einnahme von Opioiden. Es ist jedoch möglich, dass Patienten, die Opioide mit Cannabis kombinierten, von Anfang an unter stärkeren Schmerzen litten, die mit Opioiden allein nicht angemessen behandelt werden konnten. Gleichzeitig ist anzumerken, dass die Schmerzwerte der Teilnehmer im Durchschnitt nicht besonders hoch waren. Beide Gruppen gaben Werte auf der Schmerzskala an, die im unteren Bereich lagen. Es ist also möglich, dass diese Stichprobe nur Personen mit weniger starken chronischen Schmerzen repräsentiert. In diesem Fall wären die Ergebnisse nicht 1:1 auf Personen mit stärkeren Schmerzen übertragbar.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um eine Querschnittsstudie handelt, d. h. um eine einmalige Befragung, die eine Momentaufnahme darstellt. Es kann daher nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der Cannabiskonsum an sich zu Angst und Depressionen geführt hat oder ob Personen mit diesen Symptomen eher Cannabis konsumierten, um ihre Probleme zu bewältigen. Es ist auch möglich, dass diese Personen Cannabis häufig auf dem illegalen Markt kaufen, wo Sorten mit einem höheren THC-Gehalt erhältlich sind.

Personen, die Opioide mit Cannabis kombinierten, nahmen die Opioide auch häufiger nicht wie vorgesehen ein und zeigten Abhängigkeitssymptome. Möglicherweise handelt es sich bei diesen Personen um eine Untergruppe von Personen mit chronischen Schmerzen, die insgesamt größere Probleme mit dem Substanzkonsum haben.

J Addict Med: Opioid and Cannabis Co-Use among Adults With Chronic Pain: Relations to Substance Misuse, Mental Health, and Pain Experience 

 

 

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